Bodo Müller
· 19.03.2023
In Süddalmatien liegt der vielleicht schönste Teil der kroatischen Adria: die Küste zwischen Dubrovnik und Ston. Wir nehmen euch in neun Häfen und ihre Städte mit
Antike Städte, Promenaden mit Palmen, Ankerbuchten mit lauschigen Konobas, Strände mit kristallklarem Wasser – die südliche Adria ist ein Sehnsuchtsziel. Warum zieht es Bootsfahrer, die die Adria zwischen Istrien und Mljet schon kennen, einmal in den tiefen Süden? Hier ist die Saison länger und wärmer und das Leben scheinbar entspannter. Wir zeigen die Küste zwischen Dubrovnik und Ston.
Die Entfernungen sind gering, man könnte die Region mit einem schnellen RIB an einem Tag abfahren. Doch dann würde man den vielen interessanten Orten nicht gerecht werden. Man sollte sich also Zeit nehmen, es gibt Etliches zu entdecken – von atemberaubend schöner Landschaft über steinerne Zeugen einer großen Geschichte bis hin zu einzigartiger Gastronomie.
Genau genommen kann man das ganze Jahr dort Boot fahren, wobei zwischen Dezember und März die Luft- und Wassertemperaturen unter 15 °C sinken können und nur wenige Konobas mit Bootsanleger geöffnet haben. Von April bis Ende Oktober sind im Süden Luft und Wasser so warm, dass man im T-Shirt am Steuer sitzen und täglich ins Wasser springen kann. Ob man zur Hochsaison in den touristisch erschlossenen Süden reisen sollte, muss jeder selbst entscheiden. Am vollsten ist es im August. Vielerorts muss man rechtzeitig ankommen, um den letzten freien Bootsliegeplatz oder Tisch zu ergattern. Gehen Sie jedoch in der Vor- oder Nachsaison auf Törn, bekommen Sie in jedem Hafen und an jeder Konoba immer einen Liegeplatz und einen freien Tisch. Das Personal ist ebenfalls entspannter und vieles ist preiswerter – vom Flugticket bis zum Hummer in der Konoba.
Wir beginnen unseren Törn in Dubrovnik. Hier gibt es die beste Infrastruktur und wir gehen davon aus, dass das auch für die meisten anderen Crews gilt – egal ob mit eigenem oder gechartertem Boot. Der irische Dichter George Bernard Shaw (1856– 1950) schrieb 1929 während seiner Reise durch Süddalmatien:
Wer das Paradies auf Erden sucht, sollte nach Dubrovnik kommen.“
Die Metropole der südlichen Adria ist ein faszinierendes Reiseziel für alle, die sich für Kunst und Kultur interessieren. Das alte Zentrum innerhalb der Stadtmauern und die herrliche Lage auf einem Felsen über der Adria machen die Stadt einzigartig. Seit 1979 zählt Dubrovnik zum Unesco-Weltkulturerbe. Der Rektorenpalast, das Franziskanerkloster und der Dom sind nur wenige von vielen Highlights, die man gesehen haben sollte.
Der historische Kern ist von einer Verteidigungsmauer aus dem 13. Jahrhundert umgeben, die beeindruckende Ausblicke auf Architektur und Adria bietet. Die autofreie Hauptstraße Stradun ist berühmt für seine vielen Cafés.
Unser Törn führt über den Koločepski-Kanal nach Nordwest und endet in Ston an der nördlichsten Spitze des Stonski-Kanals, wo noch heute in den 2000 Jahre alten Salinen das weiße Gold des Meeres geerntet wird. Von Ston bis zum Ortsteil Mali Ston, von dessen Austern Giacomo Casanova und Kaiser Franz Joseph schwärmten, sind es nur 1300 Meter. Mali Ston hat auch einen Hafen. Wollte man per Boot von Ston nach Mali Ston schippern, müsste man über 80 Seemeilen weit fahren und dabei die gesamte Halbinsel Pelješac umschiffen.
Kaiser Franz Joseph wollte darum einen 1300 Meter langen Kanal bauen lassen. Doch der Erste Weltkrieg beendete nicht nur die Habsburger Herrschaft an der Adria, sondern auch die Planungen für den Kanal von Ston nach Mali Ston.
Wir stellen hier beide Orte vor, denn man läuft nur wenige Minuten von Ston bis Mali Ston. Wer es sportlich mag, legt den Weg auf der Wehrmauer zurück. 41 Türme, sieben Bastionen und drei Forts liegen an der Mauer. Gebaut wurde sie von 1333 bis 1733 unter der Regentschaft des Stadtstaates Dubrovnik. Die Befestigung diente der Verteidigung der Salinen. Denn das weiße Gold aus Ston begründete letztlich den Reichtum Dubrovniks.
Sie gilt als schönste Marina des ACI-Verbundes und liegt am östlichen Ende der Dubrovačka, dem mit 6 km Länge kürzesten Fluss in Europa. Es gibt 380 Liegeplätze für Boote bis 45 m Länge und einen umfassenden Service inklusive Travellift (60t), Winterlager, Werkstatt und Tankstelle. Restaurants, Bars und Pool sorgen für das Wohl der Gäste. In der Marina haben mehrere Charterfirmen ihre Basis. In die Altstadt von Dubrovnik kommt man mit den Buslinien 1a/b. Sie fahren von der Marina zum Pile-Tor, dem westlichen Eingang in die Altstadt.
In der neuen Marina am Westufer der Hafenbucht Gruž sind noch reichlich freie Plätze für Tagesbesucher und Dauerlieger vorhanden. Gästen steht auch eine stylische Pool-Bar auf dem Dach des Servicegebäudes zur Verfügung, im Inneren außerdem Rezeption, Restaurant, Sanitäranlagen). Von der Frapa sind es 2 km bis zur Altstadt. Vom südlichen Ende der Bucht Gruž verkehren Busse zum Pile-Tor.
Die verbreitete Meinung, dass man den Altstadthafen von Dubrovnik nicht anlaufen dürfe, ist falsch. Es gibt nur keine Gastliegeplätze. Sie dürfen den Hafen ansteuern und kurzzeitig festmachen, um Personen aufzunehmen oder abzusetzen. Alternativ kann man vor dem Altstadthafen ankern. Man beachte das Ankerverbot im Nordwesten der Hafenbucht. Vom Altstadthafen fällt man mitten ins historische Zentrum. Alle Sehenswürdigkeiten sind wenige Gehminuten entfernt. Wer erstmals in Dubrovnik ist, sollte einmal über die Stadtmauer gehen. Die Wehrmauer ist 1940 m lang und bietet die schönsten Blicke auf Altstadt und Adria.
Etwa 1,7 Seemeilen nordwestlich der Franjo-Tuđman-Brücke liegt die Einfahrt in die Hafenbucht Zaton. An der Hafenmole von Veli Zaton können Gäste längsseits anlegen. Es gibt Strom und Wasser. Etwa 150 m südlich davon liegt das Kasar, bekannt für fantasievoll zubereitete Gerichte aus frischen Früchten des Meeres. Kleine Boote bis 0,9 m Tiefgang können direkt am Kasar anlegen.
An der Ostküste, der Luka Zaton, liegt das Restaurant Gverović Orsan. Seit 1966 genießen hier mit Booten anreisende Gäste feinste mediterrane Küche. Am Steg gibt es Murings, alternativ kann man davor ankern.
Das Arboretum Trsteno gilt als herausragendes Beispiel mediterraner Gartenkunst. Seit dem Jahr 1492 nachgewiesen, ist es die älteste Sammlung exotischer Bäume an der Adria. Der Landschaftspark vereint Elemente der Renaissance, des Barocks und der Romantik. Das malerische Arboretum war Drehort der TV-Serie Game of Thrones. Boote können hinter der Mole des kleinen Hafens längsseits gehen. Vorsicht: Die Wellen vorbeifahrender Schiffe reflektieren an der Felswand, reichlich abfendern. Alternativ kann man vor dem Hafen ankern.
Vor Jahren noch ein Geheimtipp, ist der beliebte Badestrand heute durch einen befahrbaren Weg an die Küstenstraße angebunden. Das Wasser ist kristallklar, auf der Mole gibt es eine Beach Bar. Die Plätze hinter der Mole sind oft belegt. Gäste ankern in der Bucht.
Im Nordosten der Luka Slano liegt die jüngste ACI Marina mit 200 Plätzen für Boote bis 50 Meter Länge. In der schönen Marina liegt man sehr ruhig, für Gäste gibt es einen Pool.
Das Ufer von der Marina bis hin zum Hotel Admiral wurde als kommunaler Hafen ausgebaut. Hier gibt es günstige Liegeplätze mit Murings, Strom und Wasser. In den Bergen über Slano liegt das Gastro Vista, ein uriges Lokal mit gigantischer Aussicht über Stadt und Marina. Der Wirt holt die Crews vom Liegeplatz ab, Tel. +385-98-344439.
Im Norden des Elaphiten-Archipels geht der Koločepski-Kanal in den Stonski-Kanal über. An Backbord liegt die beliebte und gut geschützte Bucht Kobaš, wo man an gleich drei Lokalen anlegen kann, die unterschiedlicher nicht sein könnten: in Luka’s Taverna beim Alt-Hippie Luka, im Fischerhaus Niko von Niko und Bruder Ante oder im Gastro Mare vom Sterne-Koch Ante Bjelančić. Alle haben Murings, Strom, Wasser und WLAN. Und in allen drei Lokalen wird hervorragendes Essen serviert. Im Fischerhaus Niko wird außerdem Öl von Bäumen aus dem eigenen Olivenhain produziert und ebenso lokaler Wein gekeltert.
Ab der Kobaš kann man noch drei Meilen weiter in den Stonski-Kanal steuern, was mit Booten bis 2,1 m Tiefgang möglich ist. Im neuen Stadthafen Ston empfängt Sie Hafenmeister Marin. Er erklärt gern die kulturellen Highlights und organisiert Törns zu den Austern-Farmen. Sehenswert sind die Salinen von Ston, die mit über 2000 Jahren zu den ältesten des Mittelmeeres gehören. Mitte August beginnt die Salzernte.
Der Hafen von Mali Ston liegt nur 1300 Meter entfernt, man erreicht ihn über einen Fußweg parallel zur Straße. Er folgt dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts geplanten Verlauf eines Kanals, der beide Häfen verbinden und damit den langen Wasserweg um die Halbinsel Pelješac herum abkürzen sollte, jedoch nie realisiert wurde. In Mali Ston hängen in der Veranda der Vila Koruna noch die ambitionierten Kanalbaupläne des österreichischen Kaisers Franz Joseph aus. Wer es sportlich mag, kann auch über die Festungsmauern nach Mali Ston wandern. Sie dienten der Verteidigung der Salinen. In den Muschelfarmen vor Mali Ston gedeihen angeblich die besten Austern der Welt. In der Vila Koruna, im Bota Šare und im Kapetanova Kuća bekommt man sie frisch auf Eis und Zitrone.