Jan-Ole Puls
· 28.02.2023
Der Pod 4600 von ZF ist das leistungsstärkste Antriebsaggregat seiner Klasse. Das neue System installiert Azimut auf der Grande 26M.
Unter Superyachten ist die Nachfrage nach Pod-Antrieben stark angestiegen in den letzten Jahren. Kein Wunder, leichte Manövrierbarkeit sowie Raum- und Effizienzgewinn sprechen für die dieselangetriebenen Propellergondeln. Allerdings kommen sie bei immer größer werdenden Modellen zum Einsatz und stoßen an ihre Grenzen. So musste Wally für die Ausgewogenheit aus Komfort und Rasanz an der 27 Meter langen Why200 ein IPS-Quartett verbauen; die Italiener wählten Volvo Pentas größtmögliche Ausführung mit 735 Kilowatt pro Einheit. Auf das gleiche Antriebssystem vertraut auch die bislang größte IPS-Yacht, die 36,50 Meter lange Amer 120. Nun entwickelten Ingenieure von ZF den Pod 4600 für bis zu 40 Meter lange Formate und einer maximalen Motorleistung von 1250 Kilowatt. Damit stellen die Friedrichshafener eine Reduktion der Pod-Anzahl in Aussicht, was Systeme großer Yachten weniger komplex machen und Gesamtgewicht sowie benetzte Oberflächen reduzieren würde. ZF gibt einen um rund 15 Prozent niedrigeren Kraftstoffverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Wellenanlagen an. Das System ist auf maximale Geschwindigkeiten zwischen 20 und 32 Knoten ausgelegt und kompatibel mit sämtlichen OEM-Motoren. Yachten mit Gleiter- sowie Halbgleiterrümpfen von 24 bis 30 Meter Länge sollen mit zwei und 40-Meter-Formate mit drei Einheiten konfiguriert werden.
Die ZF-Pods arbeiten in nicht verwirbeltem Wasser und fungieren als Ruder. So werden die gegenläufigen Propeller bei ihrer Leistungsentfaltung optimal unterstützt, ebenso verbessert sich der horizontale Schub des Antriebes. Gesteuert wird elektrohydraulisch in einem Winkel von plus 30 Grad beziehungsweise minus 30 Grad. Die automatische Koordinierung von Motoren und Pods lässt Joysticksteuerung sowie das automatische Positionshalten ohne Ankerwurf zu.
Da Motorenräume bei Pod-Konfigurationen deutlich flacher ausfallen und weiter im Heck verortet sind, kann mehr Platz im Rumpf genutzt werden. Ein triftiger Grund, warum Werften sich immer häufiger für azimutierende Antriebsaggregate entscheiden. Man denke an die offen-luftigen Unterdeck-Layouts von Bluegame und Sanlorenzos SX-Modellen mit ihren weit achtern beginnenden Gästebereichen. Azimut entschied sich für eine neue Nutzung des Raumgewinns. Auf der Grande 26M – der 26-Meter-Halbgleiter zeigte sich erstmals auf dem Cannes Yachting Festival – ermöglicht die Installation des ZF-Pod im Heck eine zentrale Tendergarage in Fahrtrichtung. Das wiederum vereinfacht das Einholen und Zuwasserlassen des Tenders. Auf der Grande 26M versorgen zwei MAN-Zwölfzylinder die Pods mit einer Leistung von je 1210 Kilowatt, wodurch das kleinste Grande-Modell auf einen Topspeed von 28 Knoten beschleunigen kann.
Stand 2020 verkaufte Volvo Penta etwa 30 000 IPS-Einheiten. Mit dem leistungsstärkeren ZF-Antrieb profitieren nun deutlich größere Yachten von den Systemvorteilen dieselmechanischer Pods. Ob diese in den nächsten Jahren auch 40-Meter-Formate antreiben, ist wohl nur eine Frage der Zeit.