Ralf Marquard
· 29.10.2022
Der Leopard 46 Powercat ist wie sein großer Bruder 53 als echtes Motorboot konstruiert worden. Wir fuhren ihn auf dem Mittelmeer vor Saint-Raphaël
Kommt man ans Mittelmeer, sieht man immer häufiger Katamarane in den Häfen und auf dem Wasser. Sie werden entweder als Eignerversion oder häufig auch als Charterversion verkauft. Für Letzteres benötigt man in der Regel möglichst viele Kojen. Und davon bietet der Leopard 46 Powercat insgesamt vier, und zwar Doppelkojen und vier Nasszellen, die in den geräumigen Rümpfen untergebracht sind. Aber auch eine Eignerversion – wie unser Testboot – mit einer großzügigen Kabinenaufteilung im Steuerbord-Rumpf (mit insgesamt drei Kabinen) ist im Programm. Betreut wird der Leopard-Chartermarkt von The Moorings, die auch für Anleger einen sogenanntes Yachteignerprogramm bereithalten.
Gebaut wird der 46 wie sein großer Bruder, der 53, in der südafrikanischen Werft Robertson and Caine. Eine weitere 40-Fuß-Version ist dort ebenfalls in Planung. Die Verarbeitung unseres Testbootes macht einen guten Eindruck: Es beginnt bei den glatten Gelcoat-Oberflächen, geht über die sauber ausgestrichenen Stauräume und die fachmännischen Einbauten bis zu den sorgfältigen Polsterarbeiten. Unser Testboot liegt im Hafen von Saint-Raphaël wo sich auch ein Büro von Leopard befindet.
Der Einstieg ins Boot führt über eine Seitenöffnung in der Reling, der Zugang über die Badeplattform (optional als Elektroausführung zum Heben und Senken) ist ebenfalls möglich. Von der Plattform ins Cockpit führt je Seite eine breite Treppe. Handläufe an den Seiten geben dabei Bewegungssicherheit. Dass man im Bereich der Plattform eine Heckdusche findet, versteht sich fast schon von selbst. Gleiches gilt für eine breite und weit ins Wasser reichende Badeleiter, die das Heraussteigen aus dem Wasser zum Kinderspiel macht. Im Cockpit steht ein großer Tisch, von einer U-Sitzbank umgeben. Breite Seitendecks ermöglichen den sicheren Zugang aufs Vorschiff. Hier bringt die Werft zwei bequeme und große Sonnenliegen unter. Der Clou dabei: Die Liegeeinheit lässt sich auch vom Salon über einen Mitteldurchgang sicher erreichen. Weiterer Vorteil der Tür: Zusammen mit der geöffneten Heckpartie kann ein frisches Lüftchen durch das Boot ziehen.
Den meisten Wind um die Nase hat man auf der Flybridge, deren vordere zwei Drittel von einem Dach überspannt werden. Darunter findet die Crew eine Galley, Sitzecken mit Tisch und den Außenfahrstand. Im hinteren Bereich gibt es Liegen für Sonnenanbeter. Ein Highlight ist auf jeden Fall auch der Salon, der eine super Rundumsicht bietet und zum Essen und Wohlfühlen einlädt. Im hinteren Teil befindet sich die gut aufgeteilte Pantry mit allem, was man zum Kochen braucht. In etwa der Mitte des Salons führen die Niedergänge in die geräumigen Kabinen. An Backbord findet man zwei Doppelkojen mit passendem Stauraum. Jede Kabine hat eine abgeschlossen Nasszelle. In beiden kann man sich ordentlich bewegen. Das Eignerbad an Steuerbord fällt natürlich noch großzügiger aus. In der Kabine stehen ein Schminktisch und ein Schreibtisch, die Koje hat eine gute Größe und bequeme Polster. Ein wandelbares Sofa steht hinter dem Fahrstand im Salon und kann noch zu einer Bedarfskoje ausgeklappt werden.
Nun geht es los mit unserer Testfahrt, also ab auf die Flybridge. Von dort bedient man in der Standardversion zwei 250-PS-Yanmar-Diesel, in unserem Testboot stehen jedoch die optionalen 370-PS-Diesel. Das Manövrieren mit den beiden Motoren und einem Bugstrahlruder (Extra) zeigt, wie wendig ein Katamaran sein kann. Auf dem Mittelmeer lassen wir den Leopard dann mit etwa 1500 U/min laufen und messen eine Geschwindigkeit von 8 kn. Die Spritanzeige zeigt dann gut 12,4 l/h für zwei Motoren, und daraus errechnet sich wiederum ein Reichweite von mehr als 1000 sm plus 15 % Reserve. Wir schieben den Hebel nach vorn, und ohne sich groß zu vertrimmen, kommt der Katamaran ins Gleiten. Zwischen 18 und 20 kn macht er eine angenehme Fahrt. Klar, dass der Spritverbrauch kräftig zulegt und wir hier nur Reichweiten von etwa 300 und 350 sm errechnen.
Als Höchstgeschwindigkeit erreichen wir gut 23 kn. Besonders verhält sich der Katamaran bei schnellen Kurven, denn hier legt er sich nicht wirklich auf die Seite, sondern bleibt recht flach liegen und zieht sauber seine Runden. Um auf Slalomkursen überhaupt etwas zu spüren, muss man das Lenkrad schon ganz schön kräftig hin und her drehen. Rauwasser? Das Mittelmeer zeigt sich am Testtag von seiner schönsten Seite mit blauem Himmel und nur leichter Brise. In die Wellen von anderen Booten setzt der Rumpf weich ein. Sollte es doch mal regnerisch und windig werden, dann gibt es ja noch den geschützten Fahrstand unter Deck. Das Manko: Die Sitzlehne ist recht niedrig, was das Sitzen unbequem macht, und fürs Stehen fehlt es an Beinfreiheit.
Leicht zu erreichen sind die beiden Motoren, denn Leitern helfen beim Einstieg in die großen Motorräume. Hier unten ist alles gut befestigt und verbaut. Feuerlöschanlagen und Dieselfilter gehören vorbildlich zum Standard. Gleiches gilt für vier elektrische Bilgenpumpen und zwei Handlenzpumpen. Bewegungssicherheit an Bord geben eine solide Reling und reichlich Handläufe. An die Reling lassen sich gut Fender hängen.
Mit dem 46 Powercat bringt Leopard ein neues Boot auf den Markt, das sowohl den Chartergast als auch den Eigner überzeugen kann. Der riesige Salon ergibt zusammen mit der Pantry einen wirklich schönen Wohnbereich. Aber auch außen hat der Katamaran jede Menge an Bequemlichkeiten zu bieten. Das Boot macht eine sichere Fahrt und gewährleistet bei 8 kn Geschwindigkeit eine große Reichweite.