Sören Gehlhaus
, Tobias Frauen
· 04.03.2023
Teak war lange Zeit die erste Wahl, wenn es um den Decksbelag auf Yachten ging. Doch die Branche wendet sich mehrheitlich von dem geächteten Holz ab, das seit 2018 strengen EU-Sanktionen unterliegt. Es gibt jedoch einige schwarze Schafe, wie eine groß angelegte Recherche ergab
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Engagierte Eigner haben bei der Konzeption einer Yacht Hunderte von Entscheidungen zu treffen. Eine war in der Vergangenheit eigentlich keine, sondern eher eine Selbstverständlichkeit. Denn auf das Deck gehörte, wenn es Holz sein sollte, natürlich gewachsenes Teak aus Myanmar. Punkt aus. Weil es nun einmal das beste ist. Im südostasiatischen Land, das zwischen Indien, China und Thailand liegt, ist das begehrte Tropenholz theoretisch noch vorhanden. Primärwald bedeckt mehr als ein Drittel der Fläche des ehemals als Burma bekannten Landes, das etwa doppelt so groß ist wie Deutschland. Doch da die bis zu 40 Meter hohen und 100 Jahre alten Bäume skrupellos abgeholzt und nicht aufgeforstet wurden, bekam Myanmars Teppich aus Teak Löcher. Die EU beschloss bereits 2013 die Holzhandelsverordnung (EUTR) zur Bekämpfung von illegalem Holzeinschlag und Handel. In einem zweiten Schritt wurden Sanktionen als Folge des Staatsstreichs vom 1. Februar 2021 durch das Militär in Myanmar gegen das staatliche Unternehmen MTE (Myanmar Timber Enterprise) eingeleitet, das die Exklusivrechte für die Holzproduktion und den Holzexport besitzt. Kein Holz aus illegalem Einschlag durfte auf den EU-Binnenmarkt gelangen.
Ziel war es, das Regime durch wirtschaftlichen Druck zur Einhaltung von Menschenrechten und zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft zu bewegen. Zudem stellen die Teak-Geschäfte für die derzeitigen Machthaber eine äußerst lukrative Einnahmequelle und Beschaffungsmaßnahme von Devisen dar; ein Kartell aus korrupten Regierungsbeamten in Myanmar, internationalen Holzhändlern und Sägewerkbetreibern ließ kaum etwas unversucht, die EU-Restriktionen zu umgehen. In Massenmedien etablierte sich, auch im Zusammenhang mit der „Gorch Fock“, der Begriff „Blutholz“ – in Anlehnung an Diamanten zweifelhafter afrikanischer Herkunft.
Bis heute halten sich nicht alle an das Einfuhrverbot für Teak aus Myanmar. Ein Recherche-Team, an dem auch Journalist:innen von NDR, WDR, Süddeutscher Zeitung und Spiegel beteiligt waren, konnte mindestens drei Firmen identifizieren, die das begehrte Holz illegal importieren. Allein 2022 sollen demnach rund 3.000 Tonnen in die EU gelangt sein, oftmals über Zwischenhändler in Kroatien, Italien oder Polen, heißt es in einer Mitteilung des NDR.
Drei Firmen aus Deutschland stehen demnach besonders im Fokus der Ermittlungen: Die “Alfred Neumann GmbH” aus Seevetal, “Koch Furniere” aus Dortmund und “WOB Timber” aus Hamburg. Mehr als 1.300 Tonnen Teak im Wert von rund sieben Millionen Euro sollen in den vergangenen Jahren illegal importiert worden sein. Neumann und WOB stritten die Vorwürfe ab, Koch reagierte nicht auf die Anfragen des Recherche-Teams.
Einer der größten Holzhändler Europas, die JAF-Gruppe mit Hauptsitz in Österreich, räumt hingegen die Einfuhr von 17,5 Tonnen Teak aus fragwürdigen Quellen im Jahr 2022 ein. Eine Sprecherin sagte laut der NDR-Mitteilung, das Teak sei offenbar nach Verhängung der Sanktionen geschlagen worden. Interne Kontrollmechanismen, die derartige Importe verhindern sollen, hätten versagt. Man versuche, den Vorgang aufzuklären. Mehrere Staatsanwaltschaften sind mit der Aufklärung der Fälle beschäftigt.
Unbehandeltes Teakholz aus Myanmar galt bis zuletzt als unangefochtener Goldstandard, was sich auch auf die farbliche Anmutung bezieht. Das besonders witterungsbeständige, astreine Holz ist rutschfest und arbeitet im verbauten Zustand nicht. In der Verarbeitung lässt es sich gut biegen und splittert nicht. Die Witterungsbeständigkeit von Teak aus burmesischen Naturwäldern war lange Zeit eines der Hauptargumente für den Einsatz im Bootsbau, besonders bei hochwertigen Segelyachten skandinavischer Bauart.
Außerdem bringt das organische Wachstum auch besonders lange Stämme hervor – das ist vor allem auf Mega- und Gigayachten wichtig, da längere Planken bei der Verlegung mit weniger Stößen auskommen und ein homogeneres Gesamtbild ergeben. Wegen des langen Wachstums rücken auch die Jahresringe sehr nah aneinander, was feine, meist streng parallel verlaufende Fasern ergibt. Daraus ergibt sich eine ruhige Maserung, das wohl größte optische Pfund. Verlegt auf Decks, zieht das geradfaserige Holz diese und damit den gesamten Schiffskörper optisch in die Länge.
Bei kaum einer Werft gehört das Teakdeck so zur DNS wie bei Hallberg-Rassy. Entsprechend zurückhaltend waren die Schweden früher beim Thema Holzersatz. Doch seit Mitte 2022 setzen sie auf das Polyurethanmaterial von Ecodeck. Werften wie Saffier und Sirius haben die Abkehr vom Holz bereits vor Jahren umgesetzt. Dass so gut wie alle namhaften Werften – von Luxusmarken wie Nautor's Swan bis zur Beneteau-Gruppe –sich vom Teak aus Naturwäldern abwenden, zeigte sich auch bei einer Recherche der BOOTE-Schwester BOOTE EXCLUSIV während der boot Düsseldorf. Auf die Frage nach der „Teak-Strategie“ gab es meist eine eindeutige Antwort: legales Teak, nachhaltig produziert.
Bei Nautor Swan etwa wird zertifiziertes Teakholz aus verschiedenen Teilen der Welt bereits getestet. „Eine Teak-Alternative sollte man nicht danach beurteilen, wie sie neu aussieht, sondern im Laufe der Zeit“, unterstreicht Michelangelo Casadei, technischer und operativer Leiter der Nautor Swan-Gruppe, die Relevanz von klassischem Teak. „Wir haben unserem Holzpartner geholfen, die Lager mit legalem Burma-Teak maximal aufzufüllen. Unser volles Orderbuch machte das langfristige Planen leicht, und doch reichen die Bestände nur noch für die gesamte 2023er-Produktion aus.“
Auch Sunseeker bietet neben synthetischen Decks nach wie vor Teak an, das ist aber nachhaltig und FSC-zertifiziert. Verlegt war es unter anderem auf der in Düsseldorf gezeigten Manhattan 68. Die Stäbe sind kürzer als gewohnt und haben nicht so einen engen und geraden Faserverlauf wie Naturwald-Teak, aber vom Farbton kommt die Alternative dem Nonplusultra schon sehr nah.
Mit „Plantagenteak“ waren auch die Decks der Pearl 72 beplankt. Die Engländer fertigen ihre Yachten in China und beziehen ihr Holz aus Asien. Diese Variante des Tropenholzes wächst kontrolliert zehn bis 15 Jahre lang und muss regelmäßig beschnitten werden, damit sich keine Äste im Stamm abzeichnen. Einige Yachten schmückten sich daher mit einem äußerst realistischen Imitat: formverleimtem Teak. Für die Fineline genannte Variante werden Furniere aus FSC-Wäldern zu einer Plankenform verklebt. Dadurch zeigen sich auf der Oberfläche streng parallele Fasern, die den engen Jahresringen von Burma-Teak stark ähneln.
Neben legalem Teak aus zertifizierten Plantagen gibt es diverse weitere Alternativen für die Gestaltung des Decks. Und das nicht mehr nur in den normalen Bootsklassen, sondern auch im Superyacht-Bereich, wo ein Teak-Deck bislang fast selbstverständlich war. Nautor bietet Kork als Option für die ClubSwans an, bei der neuen ClubSwan 43 sogar im Interieur. Die grundlegenden Eigenschaften von Kork sind als Decksbelag nahezu ideal, zudem ist es leicht sauber zu halten und individuell zu verlegen.
Weitere Optionen für Decksbeläge sind andere Holzarten, modifizierte Hölzer oder Nachbildungen aus Kunststoff. Die unterschiedlichen Produkte, ihre Eigenschaften und wie man Kunststoff-Decks selbst verlegen kann, haben wir im Artikel bei unserem Schwester-Magazin YACHT Alternativen zum Teakdeck erläutert.
Das weiche SeaDek, es gleicht dem Belag eines SUP-Boards, findet sich beispielsweise auf der 13 Meter langen Motoryacht Swan Shadow. Auf der boot zeigte Beneteau einen Sonderweg und präsentierte auf der First 44 ein ansprechendes Deck aus Fineline-Iroko. Contest hingegen versah das neue Modell mit einem Esthec-Deck, auf das die Daysailer von Saffier Yachts schon seit einigen Jahren vertrauen.
Azimut setzt ebenfalls auf Esthec, auch bei Superyachten. Der Werftenriese aus dem Großraum Turin wählte das auf Polyurethan (PU) basierende Material oftmals für die Helipads von diversen Großformaten, aber auch für komplette Außendecks, etwa bei dem knapp 100 Meter langen A&R-Bau „Aviva“. Dort bilden Esthec-Platten verschiedene Muster, die sich der jeweiligen Fußbodengestaltung des Interieurs anpassen. Der Kunst sammelnde Eigner wird mit den Worten zitiert: „Wir sind hier nicht auf der ,Titanic‘.“ Monatelang an Bord, könne er die schwarzen Sika-Streifen zwischen klassischem Teakdeck nicht ertragen.
Eine erstaunlich hohe Bandbreite an Alternativen präsentierte Sunseeker. Bei der 75 Sport Yacht macht das erst der zweite Blick auf die Badeplattform deutlich. Auf dem 23-Meter-Gleiter wurde sogenanntes Wolzynteek verbaut. Dafür greift Wolz Nautic auf Sikafloor Marine-595 zurück, aus dem eingefärbte Polyurethan-Platten entstehen, die mit Fugen versehen und wie beim Original mit Halt gebendem Dichtstoff gefüllt werden. Den Holz-Look bringt erst der Endschliff.
Eine weitere Alternative, ebenfalls mit Beteiligung von Wolz, ist Tesumo. Die Lürssen-Werft und die Universität Göttingen haben das Material im Rahmen eines Forschungsprojekts entwickelt, vertrieben wird es in einem Joint Venture mit Wolz Nautic. Es entsteht auf Basis von natürlichem, schnell wachsendem Holz aus kontrolliert nachhaltiger Forstwirtschaft, das in einem dreistufigen Modifikationsprozess veredelt wird. Michael Wolz zeigt sich zuversichtlich: „Testflächen auf kleineren Yachten sind seit mehr als sechs Jahren auf dem Wasser und funktionieren fehlerfrei.“
Der größte europäische Anbieter vorgefertigter Decks legt Tesumo bei Großyachten auf einen Untergrund aus Kork, der 3D-gefräst ist und auf die übliche Spachtel-Nivellierung verzichtet. „Das spart Gewicht, wirkt schallisolierend und ist ein weiterer Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit im Deckbau“, so der Geschäftsführer von Wolz Nautic. Die erste Arksen 85 legt im Frühjahr ab, mit 125 Quadratmeter Tesumo an Bord, was einer kumulierten Plankenlänge von 2,6 Kilometern entspricht.