Boote Redaktion
· 11.03.2023
Das muss passen: Der neue Motor in unserem Refit-Boot ist deutlich leistungsstärker als der alte und braucht deshalb einen größeren Tank. Aus Edelstahl, versteht sich.
Kraft kommt von Kraftstoff, sagen die Motorenleute. Ist eine Binsenweisheit, schon klar. Weil der neue 240-PS-Motor von der Erstgenannten eindeutig mehr hat als sein Vorgänger, steht ein größerer Benzintank auf der Einkaufsliste der „Refitter“. Nix aus dem Zubehörkatalog, maßgeschneidert und aus Edelstahl soll er sein und rund 200 Liter Rauminhalt haben. Wir gehen auf die Suche nach jemandem, der einen Kraftstofftank nach unseren Wünschen bauen kann, und werden schließlich im schleswig-holsteinischen Nortorf bei Rohwer Metallbau fündig.
Am Anfang steht eine an Bord angefertigte Skizze. Das ist bei Rohwer Chefsache. Aus dem handgemalten Grundriss des Chefs wird im Zeichenbüro der Metallbauer ein perfekter Bauplan samt „Bestellschein“ für das benötigte Baumaterial. Das ist Edelstahl der Güteklasse 1.4571. Die just in time angelieferten 2 mm dicken Stahlbleche werden mithilfe moderner Lasertechnik millimetergenau zugeschnitten und auf der Abkantbank im Form gebracht. Die vorgefertigten Bauteile, darunter drei Schwallbleche, die verhindern, dass der Sprit beim Fahren hin- und herschwabbelt, werden anschließend im Wolfram-Inertgas-Verfahren verschweißt. Das muss man können! Nils Jöhnk, Rohwers Mann vor Ort, kann’s, das hat er schriftlich. Vorteile des WIG-Verfahrens: Es gibt keine Schweißspritzer und deutlich geringeren Verzug der Werkstücke.
Bei der anschließenden Standprobe im Boot werden dann die exakten Positionen für das handgemachte (90 Grad Bogen und passende Länge) Steigrohr – die Zuleitung zum Motor – und die Anschlussstutzen für die Füllleitung und die Tankentlüftung angezeichnet. Ein Körner, der die zu bohrenden Löcher mit einem Hammerschlag markiert, verhindert, dass der Bohrer beim Bohren wegrutscht. Wichtig beim Bohren in Edelstahl: die richtige Bohrer-Qualität (HSS = Hochleistungsschnellschnittstahl), kleine Drehzahlen und kühlendes Schneidöl.
Um (Körper-)Verletzungen zu vermeiden und weil’s einfach besser aussieht, werden anschließend die messerscharfen Kanten an den Schnittstellen sorgfältig mit der Schlichtfeile und einem Krauskopf-Versenker entgratet. Sind das Rohr und die Schlauchanschlüsse eingesetzt und verschweißt und ist der Tank innen gründlich mit Staubsauger und Wischlappen gereinigt, kommt der „Deckel“ drauf, und der Schweißer wird aktiv. Im vorletzten Arbeitsgang „an Land“ wird der fertige Tank mit 0,3 bar Luftdruck abgedrückt. Ist alles dicht, landet der komplette Tank in einem „Beizbad“, das reinigt den Edelstahl und schützt ihn vor Korrosion.
Nach dem Bad in der Beize kommt der Tank per Gabelstapler ins Boot und wird auf seinem Stellplatz mit soliden Bolzen und Unterlegplatten durch die Längsstringer verschraubt. Wer hier vor dem Bohren genau gemessen und angezeichnet hat, erspart sich dabei nerviges Nachbessern. Zwischen den Stringern und den am Tank verschweißten Laschen werden stabile Gummischeiben auf die Bolzen gesteckt, die im Rauwasser als Stoßdämpfer wirken sollen.
Wir wechseln den „Tatort“ und zeichnen an Steuerbordseite auf der Decksform die Positionen für Einfüllstutzen und Tankentlüftung an. Gebohrt wird im glasfaserverstärkten Kunststoff mit passenden Lochsägen. Ein Tipp: damit nichts danebengeht, immer klein vorbohren. Im Schlussakt werden die kraftstofffesten Schläuche verlegt und mit nicht rostenden Gelenkbolzenschellen auf den Anschlussstutzen an Deck und auf dem Tank befestigt.
Fazit: Feststeht, der Tankbau ist nix für Bastler. Hier sind Fachleute mit Erfahrung, den notwendigen „Zeugnissen“ und jeder Menge Spezialwerkzeug gefragt. In einem Wort: Profis. Die stellen am Ende mitunter eine saftige Rechnung – für unseren maßgeschneiderten Edelstahltank inklusive Installation 5800 Euro – garantieren dafür aber jederzeit erstklassige Qualität. Und die ist wichtig, gerade bei einem Benzintank.